Ein Mann, der jahrzehntelang Antworten wie Sakramente verteilte, steht plötzlich vor der eigenen Wahrheit, die sich nicht moderieren lässt. Jürgen Fliege – Deutschlands bekanntester Fernsehpfarrer, geliebt, belächelt, missverstanden – verliert hier alles, was ihn einst geschützt hat: Bühne, Publikum, Rolle. Elf Jahre lang war er der spirituelle Entertainer einer saturierten Republik, ein Mann, der Trost predigte, während er selbst verdurstete.
Diesmal schweigt der Gastgeber. Kayvan stellt keine Fragen, er hält nur den Raum – und zwingt den Prediger, sich selbst zuzuhören. Ein Mann, getrennt von seiner gewohnten Rhetorik, fällt hinunter in das, was bleibt, wenn alle Floskeln aufgebraucht sind.
Wir erleben kein Interview, sondern ein Geständnis. Eine Beichte. Der Mensch Jürgen Fliege begreift, dass seine Gewissheiten oft auch Tarnung waren. In der Stille flackert ein anderer Fliege auf – entwaffnet, entkleidet, aufrecht in seiner Nacktheit. Ein Porträt, das tröstet und erinnert: Erlösung beginnt dort, wo die Fassade zurückgelassen werden muss.
Fliege ohne Floskeln
