Es gibt Momente, in denen Schweigen Komplizenschaft bedeutet. Unsere Großeltern kannten diesen Moment – und schwiegen. Sie sagten Ja, weil sie glaubten, es werde schon nicht so schlimm kommen. Weil man ihnen erzählte, das Land brauche sie. Weil sie Angst hatten, allein Nein zu sagen. Heute stehen wir an derselben Schwelle: Die Fabriken laufen wieder heiß, diesmal für den Frieden, sagen sie. Die Unternehmen sichern Arbeitsplätze – mit Rüstungsaufträgen. Und wir nicken. Aus Gewohnheit, aus Bequemlichkeit, aus Angst vor dem Preis der Wahrheit.

Doch wer aus Angst vor Armut schweigt, verkauft seine Kinder an den Krieg.
Wer glaubt, man könne moralisch bleiben, während man Panzer finanziert, hat den Krieg schon im Herzen akzeptiert.

„Du sollst nicht töten“ – das ist kein religiöses Gebot. Es ist der letzte Rest menschlicher Würde. Es bedeutet: Du sollst dich nicht anpassen, wenn dein Staat das Töten wieder vorbereitet. Du sollst dich nicht beruhigen lassen, wenn sie dir erzählen, es geschehe zum Schutz der Demokratie.

Es gibt kein späteres Nein. Nur ein verspätetes.
Und vielleicht ist das die eigentliche Frage unserer Zeit:
Wie viele Generationen sollen noch „Ja“ sagen, damit niemand schuld ist – und alle schuldig bleiben?